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Visual DOK Premiere HELKE SANDER: AUFRAEUMEN (Filmstill: Claudia Richarz Film)

HELKE SANDER: AUFRÄUMEN. Dokumentarfilm von Claudia Richarz.

Die Filmemacherin und Autorin Helke Sander ist nicht nur eine Ikone der Frauenbewegung, sondern auch des neuen deutschen Films. Historische Umwälzungen brauchen manchmal nur einen kleinen Impuls, der die versteinerten Verhältnisse plötzlich in Bewegung bringt.

1967 wird Helke Sander Mitglied beim Sozialistischen Deutschen Studentenbund. Die Situation der Frauen in der Gesellschaft ist dort kein Thema. Sie gründet mit Marianne Herzog den ‚Aktionsrat zur Befreiung der Frauen‘ sowie Kinderläden in Berlin. Unbezahlte Care-Arbeit, zu wenige Betreuungsangebote für Kinder, kaum Unterstützung durch die Männer bei der Kindererziehung – diese Themen sind bis heute aktuell. Auf dem Delegiertenkongress des SDS im September 1968 erklärt sie in ihrer legendären ‚Tomatenrede‘, dass eine gesellschaftliche Veränderung ohne die Befreiung der Frauen nicht möglich ist. Das Private ist politisch. Die neue deutsche Frauenbewegung beginnt. Wie viele Künstlerinnen konnte sie ihre Filme nur mit Hartnäckigkeit und gegen Widerstand drehen. Viele Projekte blieben unrealisiert, die Finanzierungen gelangen nicht. Die Gewalt gegen Frauen und ihre Unterdrückung durch patriarchale Strukturen werden zu ihrem Lebensthema. Helke Sander war ein Leben lang provokativ, sperrig und politisch aktiv. Sie hat viele Errungenschaften für Frauen, die uns heute selbstverständlich sind, angestoßen und umgesetzt: „Wer nachdenkt, radikalisiert sich auch.“

Heute, mit über 80 Jahren, räumt Helke Sander auf. Das Kleid, das sie als junge Frau so gern getragen hat, als sie Anfang der 1960er Jahre in Finnland lebte, die prähistorischen Venusstatuen mit großen Brüsten und voluminösen Bäuchen, die Frauen als Mütter feiern, und natürlich Exemplare der Zeitschrift „Frauen und Film“, die sie 1974 gegründet hat. Wie sagt es Helke Sander selbst: „Die Verhältnisse sind veränderbar, und zwar durch Einsicht und selbst denken: Warum ist, was ist?“

Claudia Richarz verbindet mit eindrucksvollen Ausschnitten aus Sanders Dokumentar- und Spielfilmen ihr künstlerisches Schaffen mit ihrem Leben. Hinter Sanders emanzipierter Haltung steht die kontinuierliche Aufforderung nachzudenken, vermeintliche Selbstverständlichkeiten nicht hinzunehmen und unabhängig von dem, was andere für richtig halten, immer auf sich selbst zu hören.

So war die DOK Premiere

SCHLEIMKEIM – OTZE UND DIE DDR VON UNTEN. Dokumentarfilm von Jan Heck. Produktion: Kontrastfilm, Förderung: Film- und Medien Nachwuchsförderung Rheinland- Pfalz, Produzent/Drehbuch/Schnitt: Jan Heck, Kamera: Fabian Weber, Jonas Eichhorn, Robert Schulzmann, Robert Franz, Martin Kadel, Gabriel Sahm, Johanna Amberg, David Schütz, Matea Buzuk, Musik: Marian Mierzwa-Hofmann, Verleih: Arsenal Filmverleih, © 2024

Termine

Das Haus des Dokumentarfilms (HDF) präsentiert die DOK Premiere von HELKE SANDER: Aufräumen in Anwesenheit der Regisseurin Claudia Richarz. Durch den Kino-Abend und das Publikumsgespräch führen die Kuratoren Goggo Gensch (Stuttgart) und Kay Hoffmann (Ludwigsburg) vom Haus des Dokumentarfilms.

Atelier am Bollwerk Stuttgart
Di, 26.3.2024, 20:30 Uhr

arthaus-kino.de/specials/premieren/

Caligari Kino Ludwigsburg
Mi, 27.3.2024, 19:30 Uhr

https://www.kinokult.de/dok-premiere.html

Trailer

HELKE SANDER: AUFRÄUMEN. Dokumentarfilm von Claudia Richarz. Produktion: Claudia Richarz Film, Carl-Ludwig Rettinger (Lichtblick Film). Mit Unterstützung von ‚Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien‘ (BKM), Film- und Medienstiftung NRW, MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Ökoworld GmbH, Zeigermann Audio GmbH. Verleih: barnsteiner film, Kamera: Claudia Richarz, Martin Gressmann, Volker Sattel; Montage: Martin Kayser-Landwehr und Magdolna Rokob; Originalton: Manja Ebert, Lorenz Brehm, Shinya Kitamura, César Fernándes.